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Vier Jahre nach dem gehypten Trap-Debüt Savage Mode, haben sich 21 Savage und Metro Boomin wieder zusammengetan und mit Savage Mode II den Nachfolger präsentiert.
Die Comebacks
21 Savage hat das aufregendste seiner knapp 28 Lebensjahren hinter sich. Ende 2018 veröffentlichte er sein Solo-Debütalbum I Am > I Was, das sofort an die Spitze der US-Album-Charts schießen sollte. Nur wenige Monate später machte Shéyaa Bin Abraham-Joseph (wie er mit bürgerlichem Namen heißt) abseits der Musik Schlagzeilen: Die US-Einwanderungsbehörde stand vor der Tür. Savage, der zeitlebens angab, in Atlanta geboren und aufgewachsen zu sein, ist eigentlich britischer Staatsbürger und soll laut Anklage seit 2006 ohne Aufenthaltserlaubnis in den USA leben. Festnahme und Freigang gegen eine Kaution von 100.000$ waren die Folge. Der Erfolg blieb aber nicht aus – für seine Single A Lot erhielt er 2020 seinen ersten Grammy für den besten Rap Song. 21 Savage ist also, wie man so schön sagt, immer noch sehr heißer Shit. Und Trap als Musikform ohnehin beliebter denn je.
Metro Boomins Aufstieg ist unmittelbar mit jenem von 21 Savage verbunden. Der 27-Jährige (der wirklich aus Atlanta stammt) gehört mittlerweile zu den Größen des Genres und zeigte ebenfalls 2018 mit seinem Debüt-Feature-Album Not All Heroes Wear Capes auf. Seitdem hat er sich ebenfalls eine Veröffentlichungs-Auszeit genommen. Savage Mode II stellt also – wenn man so will – ein kleines, doppeltes Comeback dar.
Morgan Freeman
Dennoch kam die Meldung über die Fortsetzung des 2016 erschienen und in der Szene überaus anerkannten und beliebten Savage Mode überraschend. Herausgekommen ist ein 15 Lieder umfassendes, knapp 45 Minuten langes Album, das seinen Vorschusslorbeeren nur bedingt gerecht werden konnte.
Was Savage Mode II aber sicherlich von allen anderen Rap-Alben unterscheidet: Niemand geringerer als Morgan Freeman spricht die Intros, die Skits und zeigt damit, dass 21 Savage offenbar weniger Hype als ernstzunehmender Künstler ist. Und natürlich ist er das, allein ein Blick auf die Feature-Liste reicht: Drake, Young Thug als zwei Szenengrößen, Young Nudy darf wieder einmal bei seinem Cousin mitmachen. Keine extra große Liste, aber immer noch Morgan Freeman zum Drüberstreuen. Warum Letzterer mitgemacht hat?
“I read the copy and was like, ‘Wow, there’s some wisdom in here,’”
Morgan Freeman
Was funktioniert
Dass Metro Boomin was kann, zeigt er in zahlreichen Tracks des Albums. Der Beat von Glock In My Lap nimmt 21 Savage bei der Hand, es wird ein durchaus sehr vorstellbares Szenario beschrieben. Slidin und Runnin zählen ebenfalls zu den düsteren Tracks und funktionieren deshalb umso besser. Mr. Right Now bringt 90s Vibes zurück und stellt deshalb auch einen Stilbruch dar. Sex, eh klar, aber im Kontext des Albums viel zu happy, viel zu wenig düster. Allerdings – es ist immer noch erstaunlich, wie viele junge Rapper weiterhin über TLCs Waterfall rappen. Dass 21 Savage wahrlich kein großer Sänger ist, wird wieder einmal unter Beweis gestellt, aber wem fällt das auf, wenn Drake in seinem Vers eine Liebschaft mit SZA verlautbart?
Westcoast-Vibes hingegen bei Rich N***a Shit mit Young Thug, der einmal mehr seinen Status als King of Autotune gerecht wird. Ob das nun gut oder schlecht ist, muss der Hörer für sich selbst entscheiden. Man ist aber geneigt zu sagen: Das ist ziemlich dope.
Aber generell is Savage Mode II düster und auch angehaucht von Old-School-Elementen. Steppin on N****s kommt direkt aus den frühen 90er Jahren und Savage versteht was aus dem Beat zu machen. Aber ehrlich – wenn der Song auf einer Hiphop-Best Of-Compilation zu finden gewesen wäre, es hätte nicht verwundert.
Der Beat zu Many Men ist ein einziges Gedicht, zusammen mit 21s Rapstil umso mehr. Die Hommage an 50 Cent gelingt definitiv
Zu viel gewollt
Allerdings gibt es auch weniger erfolgreiche Momente. Metro Boomin versucht teilweise zu viel, es gibt fast einen Overload an diversen Instrumenten oder Elementen. 21 Savages Rap als limitiert zu bezeichnen, würde ihm unrecht tun. Allerdings reicht es irgendwann mit den diversen Pussies. Der Closer Said N Done passt nicht wirklich in das Gesamtbild. Der Beat unterstützt Savage nur wenig, zu viel RnB für einen Rapper der sich mit dem Gesang schwer tut. Dasselbe gilt für RIP Luve, auch hier wundert man sich, warum 21 Savage und Metro Boomin ihn aufs Album gepackt haben.
Insgesamt ein ambitioniertes Werk, teilweise hervorragend produziert aber leider auch immer wieder mit Stilbrüchen, die in diesem Fall zu sehr aus dem Kontext fallen. Ein bisschen zu viel gewollt.
Früher Sängerknabe, heute zwischen Fußball, Football und viel Musik. Im Herzen immer Punker.