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Denzel Curry – UNLOCKED

© Universal Music

Schon zu Beginn des Jahres brachte Denzel Curry zusammen mit Kenny Beats ein Rap-Feuerwerk auf den Markt. Knapp 18 Minuten voller Abwechslung, Bars und Hype.

Nach seinem beachtlichen dritten Album Ta13oo und dem nicht minder erfolgreichem Nachfolger Zuu, meldete sich Denzel Curry im Februar 2020 mit einer neuen EP zurück. UNLOCKED – ein acht Lieder umfassendes, kurzes, aber definitiv nicht langweiliges Werk, das er zusammen mit Kenny Beats aufgenommen hat. Dabei war der Weg zur Produktion eine schwere Geburt.

Hassliebe im HipHop

Denzel Curry und Kenny Beats trafen sich schon 2018 für ein paar kleinere Sessions im Studio und nahmen laut eigenen Aussagen zwei bis vier Songs auf. Beide waren mit dem Material aber nicht unbedingt zufrieden, wollten aber weiter an den jeweiligen Tracks arbeiten. Die Beziehung geriet ordentlich ins Bröckeln, als Kenny Beats einen für Currys viertes Studio-Album Zuu vorgesehenen Beat einem anderen Künstler zur Verfügung stellte. Curry ignorierte den Produzenten in der Folgezeit und “hasste” ihn laut eigener Aussagen für mehrere “Monate”.

Der Draht zwischen den beiden wurde sukzessive wiederhergestellt, als Curry einen Gastauftritt von Freddie Gibbs in Kenny Beats YouTube-Sendung The Cave lobend erwähnte. Die einstige Bromance erlebte ein Comeback und es ging auch endlich wieder ins Studio. HipHop und Rap kann manchmal durchaus kompliziert sein und Facetten einer Telenovela zeigen.

Ein wilder Trip

In nur 72 Stunden entstanden die acht vorliegenden Songs. Alle anderen Künstler die währenddessen einen Termin bei Kenny Beats gehabt hätten, wurden vertröstet und mussten warten. So wurde nicht nur ein langer Studio- sondern auch ein musikalisch wilder Trip produziert.

Track 01 eröffnet mit einem Sample des Films Age of Turmoil, einem Streifen, der das Verhalten Jugendlicher dem Erwachsenen-Publikum näher bringen sollte. Ein Skit zum Einstieg das nahtlos in Take_it_Back_v2 übergeht. Denzel Curry legt in gewohnter Manier los, enorm kraftvoller Vortrag mit vielen Comic-Referenzen aber auch politischen Botschaften.

After dark the riot starts, way uglier than Bubba Sparxxx
Still tryin’ to raise the charts so I don’t have to push a shopping cart
You fell in love with Kali Ma, but now it’s time to take your heart
These niggas want to take it back like civil rights and Rosa Parks

Take_it_Back_v2 – Denzel Curry

Kenny Beats legt gerne einen Bruch mitten im Song hin, pitcht Stimmen entweder nach oben oder unten und lässt die Stimmung des Songs damit in eine vollkommen andere Richtung driften. In Lay_up.m4a erklärt uns Denzel Curry noch einmal, wo er im Rap Game steht und wie er dort hinkam wo er jetzt ist. Pyro (leak 2019) bläst ins Horn, der Beat bleibt düster aber gleichzeitig verspielt. Es sind keine langen Songs die hier geboten werden, dafür aber umso energiegeladenere.

15 Minuten für den absoluten Banger

Es folgt Diet_ der wohl klassischste Song der EP. Normaler Aufbau, Zwei Strophen, zwei Refrains, Outro – fertig. Ein Beat der wieder einmal perfekt mit Currys Rapstil zusammenpasst. Eine ständige Steigerung, die in nur 15 Minuten aufgenommen worden sein soll. Eine Viertelstunde für einen der größten Banger des Jahres.

It took 15 minutes to make the song. It was super easy. I’m sitting in the studio like how do we channel these influences? How do we make this feel like this time period, this and that? And Denzel comes in, and he’s just like, “I’m just going to rap.” We made this song the second day we were working on the project, and I don’t think we knew we were working on a project yet. And “Diet_” was kind of the song where we had been making new kinds of stuff that was different for us. And we both looked at each other when this song got done. It was like, it’s about to a something.

Kenny Beats über Diet_

Fast schon soulig geht es dann in So.Incredible.pkg weiter. Denzel erklärt uns wieder warum er der Beste ist und wie er andere Rapper aus dem Game nehmen kann. Natürlich auf seine Art und Weise, also mit Verweisen auf Lichtschwerter und “ich kauf dein Leben”-Attitüde frei nach Marko Arnautovic. Track07 verwendet die gerade vorgetragenen Lines von Curry noch einmal, allerdings gepitcht auf einen wunderbar mit Graffiti-Dosen und leicht jazzig-angehauchten untermalten Beat. ’ Cosmic ’ .m4a schließt die EP ab, es wird wieder düster und kreativ. Der Titel ist wörtlich zu nehmen, das Instrumental scheint kosmisch inspiriert zu sein.

Der Film

Weil die Platte allein schon nicht verrückt genug wäre, haben sich die beiden kurzerhand entschlossen, noch einen knapp 24 Minuten langen Animationsfilm beizulegen. Herausgekommen, wenn man so will, ist eines der besten Musikvideos des Jahres. Enorm aufwendig, enorm abwechslungsreich, enorm gut.

Kurz und bündig

UNLOCKED ist das Werk zweier talentierter Musiker, die sich auf der gleich verrückten Wellenlänge befinden. Die Energie Currys wird durch die Beats von Kenny Beats noch einmal stärker in den Vordergrund gehoben. Einziger Makel dieser rundum gelungenen Platte: die Länge. Die Musiker hätten sich gerne noch weitere 72 Stunden einsperren können, um dem Hörer schlussendlich ein 30+ minütiges Vergnügen bescheren zu können. Aber dafür gibt’s ja den Film und die Aussicht auf weitere Auskopplungen des Duos.

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