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Es gibt keine Spaßbands. Und wenn doch, dann nur bis zum Grad wo’s wieder lustig wird. The Screenshots auf Blödelei zu reduzieren, würde dem Trio nicht gerecht werden.
MANCHMAL DENK ICH NUR AAAAAN DIIIIIIICH – ABER MEISTENS DANN DOCH NIIIIIIICHT. Ja, so geht’s uns allen. The Screenshots sprechen im Opener Manchmal den Hörern aus der Seele. Manchmal, dann auch wieder nicht.
Twitter ist ein komisches Ding. Einst Raum für Gedankenfetzen, ist das soziale Netzwerk mit dem weißen Vogel mehr geworden. Diskussionsplattform wäre übertrieben, Meinungsaustausch vielleicht zu nett ausgedrückt. Irgendwo dazwischen wird’s schon stimmen. Susi Bumms, Kurt Prödel und Dax Werner sind eine Twitterband. Die drei mit dem Hang zur Satire “trafen” sich im virtuellen Raum, tauschten ein paar Direkt-Nachrichten aus und standen plötzlich im Proberaum. Das war im Jahr 2018. Erste Songs wurden aufgenommen und wenig später auch auf dem ersten Longplayer Europa veröffentlicht. Wie die drei tatsächlich aussahen, wusste die Öffentlichkeit zu diesem Zeitpunkt nicht, auch nicht nach dem Liveauftritt in Jan Böhmermanns Late-Night Show Neo Magazin Royale. Die Enthüllung folgte später, eine Entscheidung, die auch auf Grund der steigenden Nachfrage nach Live-Auftritten erfolgte.
Interpretationen sind cool
The Screenshots dürften von der ständigen Frage nach ihrer Ernsthaftigkeit und ihrer Satire auch schon ordentlich genervt sein. Und klar, die Texte lassen ordentlich Interpretationsspielraum zu, so viel, dass die Bandmitglieder teilweise selber nicht mehr wissen wie die Zeile jetzt tatsächlich gemeint war. Das macht aber nichts, im Zweifel rätseln und sinnieren Band und Hörer einfach zusammen über die einzelnen Texte.
2 Millionen Umsatz mit einer einfachen Idee behandelt Träume, Zukunft – ja, auch Kapitalismuskritik – und Snacks. Die Welt wird auch nicht untergehen, sondern immer geiler werden. Oder auch nicht. Aber irgendwie wird es schon weitergehen. Ja, Sex ist super, aber habt ihr schon einmal Strophen über Milka Luflée, Ferrero Küsschen und Oreo gegrindet? Snacks ist mehr als Klamauk, es ist Lebenseinstellung und gerade in Pandemiezeiten ein Song, den wir so dringend brauchen.
Der Heißhunger nach mehr Screenshots kann einfach gestillt werden: Kauft das The Screenshots-Sparpaket mit coolen Items. Unter anderem mit einer coolen Cap (mit Glühbi drauf) oder einem Poster (zweiseitig bedruckt). Dazu gibt es auch noch das passende Türschild und natürlich auch die Vinyl. Auf in die Charts!
Wer Breaking Bad noch nicht gesehen hat, wird beinhart gespoilert – Walter White ist tot. Eine Hymne auf die Streaming-Generation, die immer wieder vor dem Problem steht, was denn als nächstes gebinged werden soll. Von solchen Fragen ist man in Für immer niemals da weit entfernt. Anfang der 2000er gab es noch kein Streaming, dafür aber einen neuen Fast and the Furious Teil (gut das ist auch Anfang der 2020er noch gleichgeblieben). Es wird sinniert, über die Dinge die man erleben hätte können, vielleicht auch ein wenig nachgetrauert.
Ein Wunderland
Manchmal braucht man aufmunternde Worte. ‘Glaub an deine Träume, manche werden wahr’ zum Beispiel. Was als Refrain von Träume (ft. LGoony) dient, wird in Wir lieben uns und bauen uns ein Haus weiter ausgebaut: ‘Mit harter Arbeit werden Träume wahr’. Wirtschaftskammern lieben diesen Spruch, aber mal ehrlich – man wird doch wohl noch träumen dürfen. Und wem das immer noch keinen positiven Push gegeben hat, dem hilft Susi Bumms in John Mayer weiter. Sie erinnert uns daran, dass John Mayer zu uns allen gesagt hat, dass unser Körper ein Wunderland ist und weiter: ‘„Darf jeder nur so viel aufbekommen, wie er tragen kann?“ Ist wirklich die größte Scheiße, die man sagen kann’. Fantastisch!
Irgendwann, wenn die Pandemie hinter uns liegt und wir gemeinsam wieder feiern können, wird der Refrain aus Airbnb ein fantastischer Gassenhauer. Man sieht sich schon Arm in Arm-torkelnd auf den Straßen und ‘Kann ich heute bei dir penn’?’ singen. Als Antwort bekommt man den hoffentlich den Refrain aus J@@@@@@@ zu hören.
Liebe Grüße an Alle
The Screenshots bringen mit ihrem zweiten Album 2 Millionen Umsatz mit einer einfachen Idee die nötige Lockerheit in eine Zeit der kollektiven Erschöpfung. Es müssen auch nicht immer die aufwendigsten Arrangements sein, oft reichen vier Akkorde aus. Anlehnungen an andere Bands könnte man hier jetzt erwähnen, es würde aber nichts bringen. The Screenshots machen ihren eigenen Sound und allgemein ihr ganz eigenes Ding. Das ist erfrischend, gut und vollkommen ungezwungen. Das Album wird vor allem live ordentlich Laune machen. Aber das dauert noch ein wenig. Fürs erste gilt: Liebe Grüße an alle und viel Freude. Ein Album dessen Humor man oft sofort und manchmal erst versteckt sieht.
Früher Sängerknabe, heute zwischen Fußball, Football und viel Musik. Im Herzen immer Punker.