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Clipping. – Visions of Bodies Being Burned

© Sub Pop Records

Clipping. stehen für experimentellen Hip Hop der sehr guten Sorte. Mit Visions of Bodies Being Burned schließt das Kollektiv an vergangene Projekte an.

Den Spagat den Daveed Diggs regelmäßig macht, muss man erst einmal nachmachen können. Als Schauspieler und Sänger gewann er für seine Rollen als Marquis de Lafayette und Thomas Jefferson im Hit-Musical Hamilton sowohl einen Grammy- als auch einen Tony-Award. Dem gegenüber steht sein Projekt Clipping. das er zusammen mit den Produzenten William Hutson und Jonathan Snipes betreibt.

Clipping. ist das Gegenteil von Hamilton: Dunkel, unheimlich, fast schon böse. Im vergangenen Jahr veröffentlichte das Trio ihr drittes Studio-Album There Existed an Addiction to Blood, das Rap mit keinen herkömmlichen Beats verband. Visions of Bodies Being Burned gilt als Fortsetzung und hätte eigentlich nur wenige Monate nach Erscheinen des dritten Albums veröffentlicht werden sollen. Eine Pandemie und eine abgesagte Tour kam dazwischen. Clipping. entschied sich auf die Halloween-Saison zu warten, was in Anbetracht des Dargebotenen nur Sinn macht.

Innovativ

Lässt man sich zum ersten Mal auf Clipping. ein, werden nicht wenige Hörer zunächst zurückschrecken. Visions of Bodies Being Burned ist ein Album, das bei übermäßig lautem Hören über Kopfhörer an manchen Stellen einen Tinnitus fördern kann (Make The Dead). Diese Szenen sind aber eher Ausnahme denn Regel, im Vordergrund steht bei diesem Album die fantastische Produktion und die Leichtigkeit von Daveeds Rap. Egal welcher Beat, welch innovative Soundkreation ihm hingeschmissen wird – er killt einfach jedes einzelne Mal.

Die 16 Tracks strecken sich auf 52 Minuten, hier wird nicht lange abgewartet, ab dem Intro geht es direkt los. Ein Album wie ein Shlasher-Film, allerdings mit dem Anspruch, den besten Horror-Streifen aller Zeiten zu machen. Clipping. schafft es diverse Atmosphären zu erzeugen, vor allem kann man sich bildlich vorstellen, dass die Band nicht im Studio stand, sondern das gesamte Album in einer leeren, riesengroßen Fabrikshalle aufgenommen und produziert hat. Natürlich gibt es schrille – oder nennen wir es wie es ist; Lärm – Facetten, die sich aber in wohltuenden Harmonien auflösen.

Pace enorm hoch

Mit Cam, China, Greg Stuart, Michael Esposito, Ho99o9, Ted Byrnes, Jeff Parker und Sickness bringen Clipping. auch ordentlich Verstärkung mit auf Visions of Bodies Being Burned. Sie sorgen auch dafür, dass der Sound teilweise auf ein noch höheres Level gehoben werden kann. Jedes einzelne Feature liefert ab. Wirklich Zeit zum Luft holen bleibt nicht. Erst mit Enlacing kommt so etwas wie “Entspannung” auf.

Jeder einzelne Song auf Visions of Bodies Being Burned gibt ein enorm hohes Tempo vor. Einzelne Highlights zu benennen, würde dem Werk nicht gerecht werden (auch wenn Check the Lock in meinen Top-10 Songs des Jahres landen dürfte). Wenn Denzel Currys UNLOCKED. schon als noisy und experimentell galt, dann ist Clipping. die dritte Weiterentwicklungsstufe dazu.

Für Sound von Clipping. im speziellen oder experimentellen Hip Hop generell, muss man entweder in der richtigen Stimmung sein oder Wagemut beweisen, neue Musik kennenlernen zu wollen. Denn als Hörer wird man mit einer richtig guten, natürlich auch verrückten und über Stellen auch weirden Platte belohnt.

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