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Doja Cat – Planet Her

© Kemosabe /RCA

Doja Cats drittes Album Planet Her wurde mit Spannung erwartet. Es kann den Vorschusslorbeeren nur bedingt gerecht werden. Eine Track by Track Review.

Woman

Afrobeats zum Start. Es wird ihr ja nachgesagt sich sehr an Kendrick Lamar zu orientieren, was man hier im Flow auch hört. Nach den Singles vielleicht nicht der Track den man erwarten würde, hat aber seine Stärken. Sehr easy, sehr laid back. Message auch sehr ordentlich verpackt, Vortrag auch mehr als ok.

Naked

Wir bleiben den Afrobeats relativ treu. Doja will hier einen Vibe produzieren, einen, der zu den Temperaturen passt. Can we take this off and get naked? ist ob der Hitzewelle eh mehr rhetorische Frage. Dass sie mit der Stimme einiges drauf hat wird hier wieder hörbar. Sie singt sich durch den ersten Teil und spittet dann ab Strophe zwei durch. Insgesamt kann dieser Track Hörer die weder Doja noch sonst irgendwelchen zeitgenössischen Pop kennen abschrecken. Wäre aber schade.

Payday

Der erste Auftritt des heimlichen Stars dieses Albums: Produzent Y2K. Drei Buchstaben, die zur Jahrtausendwende für Horrorszenarien sorgten, jetzt aber für durchaus eingängige Bops sorgen. Auf Payday wird’s einerseits wilder (Doja wagt sich in ein sehr dünnes Falsett; Young Thoug dreht noch mehr als sonst durch was Pitching und seine Kopfstimme anbelangt) andererseits aber immer noch sehr wohltuend. Sicherlich das Highlight der ersten Nummern. Guter Aufbau, eingängiger Beat und so harmonisch schräg, dass man das doch mehr gut als schlecht findet.

Get Into It (Yuh)

Dass Doja auf Nicki Minaj steht ist kein Geheimnis mehr. Hier versucht sie sich an einer Hommage an das Vorbild. Das wird mitunter schwer erträglich, insbesondere durch den ersten Teil der Hook muss man sich kämpfen. Zu viel Staccato, durchaus fragwürdiger Gesang und Mix. Manchmal bekommt man das Gefühl, dass sie um jeden Preis zeigen will, dass sie auch singen kann. Das kann nach hinten los gehen wenn nur noch gepresst und lautstark geschrien wird. Es gibt ganz amüsante Lines („Call him Ed Sheeran, he in love with my body”), eine perfekt durchgezogene zweite Strophe und – wenn wir uns den Rest des Albums vor Augen führen – zumindest noch eine Portion Mut. Auch dank Y2K.

Need To Know

Eine der Vorabsingles von Dr. Luke produziert. Dem will ich generell keinen einzigen Klick geben und werde es nachdem ich das Ding letztens gehört habe auch nicht weiter machen. Need To Know soll wohl ein Track sein, der den Hörer zu Sex animieren oder sogar währenddessen im Hintergrund laufen soll. Das Problem dabei: Er ist einfach nicht sexy. Also gar nicht. Dieses Phänomen tritt derzeit häufiger auf, Ariana Grande hatte dasselbe Problem auf ihrem letzten Album. Hier wird’s einfach platt und gleichzeitig auch musikalisch sehr dünn. Ein unglaublich einfacher und mühsamer Beat. Da es sich hier um einen Dr.Luke-Song handelt, könnte er auch ungewollt im Ohr bleiben. Die Kids lieben es, 23 Millionen Aufrufe auf Spotify bisher.

I Don’t Do Drugs (feat. Ariana Grande)

Alright, eine weitere Kollaboration zwischen Doja und Ariana Grande. Doja wieder mehr am melodischen Gesang in der Strophe und dann wieder als Pressluft-Hammer im Refrain. Das wird spätestens nach Arianas Part jedem mit dem kleinsten musikalischen Gespür auffallen. Ariana generell der Star des Songs, auch wenn sie ihrer typischen Formel folgt. Extrem viele Ebenen eingesungen, eigene Harmonien, die halt klingen, wie sie klingen sollen. Hätte noch besser auf Arianas Album gepasst. Y2K hat jedenfalls einen Beat gefunden, der beiden gut tut. Doja wollte einfach nicht ganz neben Ari abstinken. Das kann man ihr nicht verübeln. Geht schwer ok.

Love To Dream

Hier funktioniert Dojas Gesang wieder. Keine Spur von Druck und zwanghaften Überpowern. Ganz lockerer RnB-Vortrag. Love To Dream erfindet die Musikgeschichte sicherlich nicht neu und muss sich auch den Vorwurf gefallen lassen, dass dieser Song von jeder x-beliebigen Castingshow-Teilnehmerin gesungen werden könnte. Ums klar zu sagen: Nette, seichte Nummer die Dojas Charakteristik nicht gerecht wird.

You Right (feat. The Weeknd)

Interessant, dass The Weeknd bei einem Dr. Luke-Song mitmacht. Nachdem die letzte echte Rapstrophe nun schon ein paar Tracks zurückliegt, muss man sich langsam fragen, in welche Richtung Planet Her gehen will. Nach dem Ariana-Feature wird der Eindruck immer stärker, dass sie gerne auch den Sound von Grande kopieren will. You Right zumindest eine weitere 0815-Nummer in einer mittelmäßigen Albummitte. The Weeknd rettet ebenfalls wenig bis nichts.

Been Like This

Alles klingt gleich. Warum Doja, warum?! Es wird einschläfernd, sehr, sehr einschläfernd. Nichts an diesem Song versprüht irgendeine Spannung, weder der pseudo-mystische Beat, noch der gewählte Vortrag Dojas. Vielleicht hören wir diesen Track in irgendeiner Serie wenn’s melodramatisch werden soll. Das wäre aber auch schon wieder zu viel des Guten.

Options (feat. JID)

Die Online-Bubble war natürlich gehypet, überall wo JID draufsteht, sollte auch ein Banger drin sein. Aber viel besser wird es nicht. Der Beat kommt mit Flöten daher, das hatten wir zumindest noch nicht. Sonst? „Kitchen, island, bedroom, closet“. JID solide und auch sehr erfrischend weil er Dojas staccato-Sprechgesang durchbricht. Kleine Steigerung zu den Tracks davor.

Ain’t Shit

Der Refrain erinnert mich an Gwen Stefani. Aber nicht an die 90er-Version sondern die anstrengende aus den frühen 2000ern. Wenigstens wird wieder gerappt. Aufwecken kann man damit aber niemanden, da kann sie noch so viel mit ihrer Stimme versuchen, es bleibt sehr mühsam und vor allem ermüdend.

Imagine

Wenigstens am Beginn mal was Spannenderes, der Beat bringt ein wenig Abwechslung rein. Jetzt scheint sie sich von Charli XCX inspirieren zu lassen, aber auch das geht sich in der ersten Strophe nicht aus. Es ist ein extrem komischer Mix der auf Planet Her geboten wird. Da der extrem eintönige Sound, hier der Wille doch etwas zu experimentieren. Kann man gelten lassen, wenn man nachsichtig ist.

Alone

Gitarren! Akustische Gitarren! Chöre, Harmonien. Funktioniert! Alone endlich wieder einer der besseren Songs auf Planet Her. TLC-Vibes, gut gesungen. Es stimmt sehr viel zusammen, eine schöne Portion Ehrlichkeit zieht sich durch alle Teile des Lieds.

Kiss Me More

Der Megahit darf das Album schließen. Wieder Dr. Luke (und ich hasse es, dass er diese Ohrwürmer schreiben kann). Bisher 380 Millionen Spotify-Streams, Chartstürmer und generell einfach ein starkes Duett zwischen Doja und SZA. Letztere macht jeden Song besser, egal was sie macht. Genau diesen Sound von Doja hätte man sich von Doja auf dem restlichen Album gewünscht. Verspielt, verträumt aber auch gewissermaßen in die Fresse.

Fazit:

Planet Her ist kein schlechtes, aber auch kein sonderlich berauschend gutes Album. Gerade in der Mitte des Albums wird’s wild, da muss man ziehen und schieben damit was weitergeht. Zu gleich klingen die Songs, zu wenig lösen sie beim Hörer aus. Doja Cat ist ungefragt einer der größten weiblichen Stars dieser Tage und zweifellos enorm talentiert. Hier hat sie sich aber für meinen Geschmack zu wenig getraut und sich lieber den bekannten und gleichzeitig langweiligen Mustern bedient. Das nächste Mal bitte wieder mehr Risiko!

3 von 5 Pandroids

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