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BULL BRIGADE – IL FUOCO NON SI È SPENTO

© Demons Run Amok

Es wird wieder mal Zeit für Streetpunk, genauer gesagt für italienischen Streetpunk. Die Turiner Band Bull Brigade hat mit IL FUOCO NON SI È SPENTO ihr drittes Album veröffentlicht, das in gewohnter Manier mit antifaschistischen und persönlichen Texten aufzeigen kann. Und natürlich mit einer gehörigen Portion E-Gitarren.

BACKGROUND

Ok, die italienische Punk-Szene zählt im deutschsprachigen Raum nicht unbedingt zu den bekanntesten, dennoch stellt sie eine der größten Gruppierungen Europas dar. Bands wie Talco, Los Fastidios oder Banda Bassotti konnten sich über die italienischen Grenzen hinweg einen Namen machen und ihren Ska-, Oi!- oder Streetpunk in die Welt hinaus tragen. Bull Brigade reiht sich in ein in eine Reihe voller Bands, die in diese Fußstapfen treten wollte. 2006 taten sich Sänger Eugenio und Bassist Daniele von den zwei Bands Banda del Rione und Bad Dog Boogie bzw. Youngang zusammen und gründeten die Brigade. 2008 kam das erste Album heraus (Strade Smarrite), 2016 das zweite (Vita Libertá). Zwischenzeitlich erschienen auch noch EPs, auf denen sie auf englisch gesungen haben.Jetzt, zum 15-jährigen Jubiläum feiert sich die Gruppe mit einem neuen Projekt, mit neun neuen italienischen Songs und einer Dauer von 33 Minuten.

REVIEW

Bull Brigade schlägt mit einem Mix aus kalifornischem und britischem Streetpunk auf. Schon der Opener L’ultima citta besticht durch seine Eingänigkeit, die Gitarren geben strummend den Takt vor, Eugenio gibt dem Song die nötige Prise an Power. Ein Refrain wie man ihn kennt und schätzt: Parolen die im Chor skandiert werden und aufgefangen werden vom Gitarrenriff, das auch gut und gerne von den Street Dogs sein könnte. Eine wunderbare Bassline eröffnet Cuori stanchi, das sich ebenfalls wieder am amerikanischen Street Punk orientiert. Hier wird kein Punkerherz still bleiben können, alle Checkboxen werden abgehakt, vom Chor-Refrain zu Soli zu Breaks mit Claps, die vor allem live ihren Zweck erfüllen werden. Es würde nicht wundern, wenn die Band schon im Studio zu pogen begonnen hätte.

Auf Quaranta holen sie sich Unterstützung von Roddy Moreno, dem Leadsänger der britischen Oi!-Punkband The Oppressed. Dieses Lied ist einmal mehr ein Beweis dafür, wie gut Punk auf italienisch funktioniert. Die Sprache ist wie gemacht für diesen Punkstil, sie fällt um nichts gegen den englischen Teil von Moreno ab. Im Titelgebenden Il fuoco non si é spento wird bewiesen, dass das Feuer noch nicht aus ist und die Flamme noch brennt. Der Stil ändert sich in den Strophen ein wenig, die Gitarren werden aggressiver, bis im Refrain wieder zum Mitsingen animiert wird. Ein würdiger Titelsong.

Ansia hat das zweite Feature parat, Samall Ali von der italienischen Hardcore-Band Slander übernimmt eine Strophe und kann im Zusammenspiel mit der Band und Eugenio punkten. Ein Lied, das von Angst handelt und diese Stimmung auch transportieren kann, wenn es im Mittelteil etwas härter zugeht. Strength for Life ist der vermutlich poppigste Song dieses Albums, hier wird ein langgezogener Refrain geboten, der die Hörer:innen zum Mitsingen abholt – nicht nur weil man den englischen Titel leichter bewältigen kann, als den restlichen italienischen Text. Eugenio widmete dieses Lied seinem verstorbenen Vater. In Sommersi kommt schließlich der letzte Gast zum Einsatz: Fabio Valente von der ehemaligen Turiner Punkband Arsenico unterstützt die fünfköpfige Brigade und der generelle Ton wird härter. Aber, wie so oft, wird die Härte der Strophe der harmonischen Auflösung im Refrain untergestellt. So kommt ein feiner Mix aus dem Besten zweier Welten heraus.

Partiro Per Te hat die typischen Oh-Chöre mit dabei und bremst sich deshalb auch selbst aus. Das Lied beginnt mit mehr Wumms und beschneidet sich an manchen Stellen zu sehr. Man hat fast das Gefühl, dass sich Eugenio eine kurze Pause gönnen will. Das Gitarrensolo gegen Ende versucht noch einiges zu kaschieren – was auch gelingt – am Ende bleibt aber der schwerfälligste Track des Albums übrig.

Anche Se schließt das dritte Studioalbum. Vom Aufbau diesmal: Gitarren zu Beginn, die mit dem Einsetzen des Gesangs zunächst verstummen und erst auf dem Weg zum Refrain zurückkehren. Eugenio schafft es aber mit Lockerheit nur mit Drums und Bass zu singen. Der Closer scheint manchmal nicht vom Fleck zu kommen, schafft es aber scchlussendlich mit ein paar Überraschungen für Spannung zu sorgen.

Inhaltlich macht Il fuoco non si é spento keinen Hehl daraus, dass die Band auch nach 15 Jahren noch nicht satt ist. Man ist nie zu alt für den antifaschistische Kampf. Bull Brigade macht sehr wenig falsch auf dieser Platte, kreiert einnehmende Songs und Momente, vergisst dabei nicht, wo sie herkommen und wo ihre Stärken liegen. Die Dauer von 33 Minuten und die Anzahl von neun Songs fühlt sich allerdings nicht richtig an. Zwei Lieder mehr hätten Il fuoco non si é spento noch runder gemacht. Alles in allem aber Streetpunk, wie man sich ihn wünscht. Klar, mitreißend und energiegeladen.

3,5/5 Pandroids

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