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Zwischen den Alben muss auch Platz für Anderes sein. Der US-Amerikanische Rapper Aminé nützt die Zeit zur Überbrückung mit TwoPointFive seinem zweiten, sogenannten „EPLPMixtapeAlbum“.
BACKGROUND
Vergangenes Jahr veröffentlichte der aus Portland stammende Rapper Aminé sein ziemlich starkes zweites Studioalbum Limbo (das von uns auch auf Platz 24 der Jahrescharts gewählt wurde). Der 27-Jährige besticht durch Wortakrobatik und seinem Hang zur Experimentierfreude. Dieses Ausprobieren und Grenzen ausloten wird auf den Zwischenalben – also OnePointFiveE bzw. jetzt TwoPointFive – auf die Spitze getrieben.
REVIEW
Mit zwölf Songs und einer Länge von 26 Minuten ist TwoPointFive doch deutlich länger ausgefallen als typische EPs. Das bedeutet aber auch im Umkehrschluss, dass die Songs nicht sonderlich lange dauern. Aminé ist bereit für den weirden Shit, will aber nicht zu hart mit seinen Hörer:innen ins Gericht gehen. So bleibt immer noch genug Raum für harmonisches übrig, auch wenn die futuristischen Synthis links und rechts um die Ohren knallen. Songs wie Colors zeigen seine Stärken, sowohl raptechnisch als auch musikalisch wird hier zum Feiern eingeladen. Im Zweifel zieht er noch Ebenen ein, die einen Track noch auffetten sollen. Die Lyrics können dabei durchaus cringy sein, wie etwa im Opener YiPiYaY, der zwar durchaus Potential hätte, aber dessen Refrain einfach zu flach ausfällt. Ähnlich verhält es sich mit Neo, das sich trotz potenziell gutem Beat zu wenig vom Fleck bewegt.
Er kann auch anders, OKWME lässt sich stark von Prime-Kanye inspirieren und bildet dementsprechend einen der besten Tracks der EP. Klavier, Synthis, harter Bass und ein richtig albernes Outro – fertig. Dididumduhduh beginnt wie ein Track von J. Coles Alter-Ego Kill Edward und bleibt hauptsächlich beim nuschelnden Rap. Twisted! hat eines der interessantesten Instrumentals der Platte zu bieten, Aminé verzichtet aber leider darauf sich stimmlich an den Beat anzupassen. In Charmander macht er es besser, nachdem man diesen Song gehört hat, wünscht man sich ein Feature zwischen ihm und Charli XCX. Mad Funny Freestyle orientiert sich musikalisch an Beats aus der SATURATION-Ära von BROCKHAMPTON und knallt deshalb auch ordentlich.
Aminé gibt sich auch Raum, um zu singen, ein Van Gogh fordert er seinen inneren Drake heraus und kommt dem Original von der Soundkomposition tatsächlich sehr nahe. Aufregend ist das weniger. In Between the Lines reist er zurück zur Jahrtausendwende und gönnt sich noch einen R&B-Chorus auf einem ordentlich feuernden Beat. Die letzten Nummern stehen alle im Zeichen des Gesangs, Sh!t2Luz könnte wieder von BROCKHAMPTON geschrieben worden sein, hier bringt er seine Stärken wieder zum Vorschein und kann zwischen einer sehr ansteckenden gesungenen Hook und einer einwandfrei durchgeflowten Strophe wechseln. Abgeschlossen wird TwoPointFive mit einem typischen Retro-Videospiel-Beat auf meant2b. Wieder ein nicht ganz fertiger Song.
FAZIT
TwoPointFive steht für gute Laune für zwischendurch. Klamauk für die Hörer:innen, Zeitvertreib für Aminé. Einiges kann sich sehr hören lassen, anderes sollte noch ausgereift werden. Jedenfalls ein gefundenes Fressen für Fans und all jene, die ein wenig außerhalb der Box zu Hause sind.
3,5/5 Pandroids (7/10)
Früher Sängerknabe, heute zwischen Fußball, Football und viel Musik. Im Herzen immer Punker.