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Nach dem Überraschungserfolg von Raising Sand folgt 14 Jahre später die Fortsetzung. Von ihrer Harmonie haben Robert Plant und Alison Krass nichts verloren.
BACKGROUND
Robert Plant, Rockveteran, Stimme mehrerer Generationen und Frontmann von Led Zeppelin findet also noch einmal mit Alison Krauss zusammen, die zu den essentiellsten Vertreterinnen des Bluegrass-Genres zählt. Die beiden nahmen 2007 schon ein Kollaborationsalbum auf – Raising Sand – das mit Preisen überhäuft und von den Kritikern durchgängig gelobt wurde. Wie schon damals, interpretieren Plant und Krauss auch auf Raise the Roof verschiedene Folk-, Soul-, Blues-, Country- oder Rocknummern neu.
REVIEW
Dass dieses Duo zwar ungleich anmutet, aber perfekt zueinanderpasst, weiß man mittlerweile. Das beeindruckende an den 14 neuen Songs ist die Ausgeglichenheit, die Balance, die sowohl Plant als auch Krauss vorweisen. Produzent T Bone Burnett hat ein ganz feines Händchen bei der Wahl der verschiedenen Musiker bewiesen und schafft es, die jeweiligen Stärken der Sänger hervorzuheben. Raise the Roof macht Zeitsprünge, wartet mit neueren Klängen wie einem Cover von Calexicos Quattro oder Klassikern wie Bert Janschs It Don’t Bother Me auf. Plant und Krauss bringen ihre Wurzeln mit, der eine will mal rockigere Nummern singen, die andere auch ruhigere Bluegrass-Country-Lieder einfließen lassen. Egal was die beiden machen – es funktioniert, auf einem sehr hohen Niveau.
Auch wenn man sich Plant und Krauss an gewisse Vorgaben der Originale halten, machen sie in ihren Versionen doch deutliche Sprünge. Das von den Elderly Bothers stammende und von Bryan Ferry zu einer tanzbaren Nummer weiterentwickelte The Price of Love wird bei Plant und Krauss zum melancholischen Liebeslied. Folk steht Robert Plant auch, man hört es in Go Your Way, wo man sich zudem ein klein wenig ungläubig die Ohren reibt, weil der mittlerweile 73-Jährige immer noch gleich klingt, als auf dem vor fünfzig Jahre erschienen vierten Album von Led Zeppelin.
Man merkt, welche Lieder von wem der beiden vorgeschlagen wurden. In ihren Interpretationen macht das dann aber keinen Unterschied, selbst wenn Krauss sich in den Blues wagt oder Plant zum Soul- oder Countrysänger werden muss. Sie grooven zusammen, knallen Highlight um Highlight heraus. Die große Divergenz findet sich zwar nicht, dafür aber solide Duo-Arrangements. Sie rocken sich durch Randy Weeks Can’t Let Go, covern Lucinda Williams oder gehen zusammen dorthin, wo sonst nur die einsamen hingehen. Going Where the Lonely Go besticht durch die Harmonien, für die Plant laut eigener Aussage einige Zeit benötigte.
FAZIT
Auch wenn Raise the Roof auf Grund seines Titels mehr verspricht, als es schlussendlich halten kann, darf man Plant und Krauss zu einem soliden Nachfolger von Raising Sand gratulieren. Die Mischung stimmt, die Stimmung zieht sich durch, kein Lied fällt aus der Reihe. Sehr wohltuend, wenn auch nicht immer für jede Laune passend. Für einen gemütlichen Abend auf der Couch samt Feuer im Ofen oder einen langen Spaziergang optimal, zum Aufwachen in der Früh vermutlich das Falsche.
4/5 Pandroids (schwache 8/10)
Früher Sängerknabe, heute zwischen Fußball, Football und viel Musik. Im Herzen immer Punker.