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MITSKI – LAUREL HELL

© Dead Ocean

Genre: Synth-Pop

Auf ihrem neuen Album Laurel Hell widmet sich Mitski der Aufarbeitung einer Beziehung. Musikalisch verschreibt sie sich dem Synth- und Indie-Pop und dementsprechend elektronisch wird die Angelegenheit.

BACKGROUND

Mitski wird seit einigen Jahren zu den talentiertesten jungen Songschreiberinnen der Indie-Szene gezählt. Vor allem die Alben Puberty 2 (2016) und Be the Cowboy (2018) hatten es den Kritikern angetan, die in der japanisch-amerikanischen Sängerin einen neuen Star sahen. Doch zunächst standen die Zeichen auf Pause, Mitski verkündete 2019 einen Ruhestand, der erst mit der Veröffentlichung der Leadsingle Working fo the Knife für beendet erklärt wurde. Mit Spannung wurde demnach auch das neue Album Laurell Hell erwartet, dessen Lieder sie schon 2018 zu schreiben begann und schließlich während diverser Corona-Lockdowns aufgenommen wurden. Sie selbst „brauchte Liebessongs über echte Beziehungen, die keine Machtkämpfe sind, die es zu gewinnen oder zu verlieren gilt“.

REVIEW

Seit ihrem Vorgängeralbum Be the Cowboy hat sich der Sound von Mitski verändert. Zuvor noch deutlich rockiger oder gar im Punk unterwegs, baut sie auf Laurel Hell den Drang zum Pop aus. Die Songs vertrauen auf Synthi und allerhand weitere elektronische Instrumente.

Die kommen auch gleich zum Einsatz. Valentine, Texas eröffnet das halbstündige Album, hat ganz gute Passagen, vor allem wenn Mitski sich über das Klavier hinwegsetzen kann und der Synthi im Hintergrund streicht und glitzert. Ihr Gesang klagt, aber die Aussagen sind klar und unmissverständlich. Dass sie gerne in Metaphern schreibt oder spricht und dabei trotzdem ziemlich punktgenau beschreiben kann, was sie fühlt, beweist Mitski des Öfteren auf Laurel Hell. Auf Stay Soft, einer discoähnliche Nummer, singt sie über eine ungesunde, vielleicht auch unglückliche sexuelle Beziehung. Open up your heart / Like the gates of Hell / You stay soft, get beaten / Only natural to harden up – kann man auf mehrere Arten interpretieren. Musikalisch passiert viel, dennoch geht nur wenig weiter. Ein Problem, dass sich durch die Platte zieht.

Egal ob bei der Leadsingle Workig for the Knife, die es nie schaffft ihr gesamtes Potential zu entfalten oder auf Heat Lightning, das zwar auch sehr gute Ansätze vorweisen kann, aber das Thema der Schlaflosigkeit verfehlt. Durch die sehr ruhigen Klavierklimperer, den reduzierten Synthi und Mitskis in den Hintergrund gestellte Stimme macht sie zum ersten Mal ein Gähner breit, von dem sich das Album nur in wenigen Ausnahmen erholen kann.

Natürlich gibt es den einen großen Hit, der alles andere in den Schatten stellt: The Only Heartbreaker kam auf Platz 27 unserer besten 100 Songs des Jahres 2021 und wirkt im Kontext des restlichen Albums fast schon entrückt. Die Lyrics sind kristallklar, es gibt nur einen bad guy, der Beziehungen in den Sand setzt – der Sound so abwechslungsreich und kurzweilig, so facettenreich und ansteckend, dass man eben große Hoffnungen in Laurel Hill setzen musste. Direkt nach dieser Hitsingle kann sie mit Love Me More die stärkste – wohlgemerkt auch sehr kurze – Periode des Albums einleiten. Mitski singt über ein Burnout, über die notwendige Liebe einer anderen Person, um sich endlich selbst akzeptieren und lieben zu können. Lyrisch tragisch, geben auch die Synthis dem Song eine dramatische, aber auch verspielte Note mit.

Das Level kann zum Ende hin nur schwer gehalten werden, was auch am sehr abrupten Zurücklassen ihrer vergangenen Beziehungen liegt. Der inhaltliche Cut von There’s Nothing Left Here for You und Should’ve Been Me zu I Guess und dem Closer That’s Our Lamp lässt sich mit „zu Tode betrübt hin zu Himmelhochjauchzend“ zusammenfassen. Die Produktion dieser Titel wirkt verwaschen und einschläfernd, sie werden den an sich guten Lyrics Mitskis nicht gerecht. That’s Our Lamp holt noch einmal einen fröhlicheren, discolastigen Synthi hervor, was als einzelner Song eventuell noch irgendwie gut gehen könnte, als Closer dieses Albums aber sehr unpassend erscheint. Zusammen mit dem langsamen, wenig mysteriösen Everyone bildet der letzte Song den wohl schlechtesten Track von Laurel Hell.

FAZIT

Viele Highlights bietet Laurel Hell nicht. Damit wird die Platte nicht automatisch zum schlechten Album, die Gründe, um zu diesem sechsten Werk von Mitski zurückzukehren sind aber dementsprechend nur marginal vorhanden. Mitskis Songwriting kann den durchschnittlichen, austauschbaren und teilweise auch einschläfernden Sound nicht kaschieren. Ihr Produzent Patrick Hyland hat ihr keinen großen Gefallen getan. Der Hype war größer als das, was am Ende herausgeschaut hat. Leider.

6,1/10

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