© SOLITARY MAN RECORDS
Genre: DEUTSCHPUNK/ROCK
Das zwölfte Album der Punkrocker ist da. Und es wird natürlich wieder kollektiv gesungen.
Seit knapp dreißig Jahren gibt es die Donots mittlerweile, die sich den Ruf als eine der besten Livebands Deutschlands erarbeiteten. Bis 2015 sang Sänger Ingo ausschließlich auf englisch, seitdem auf Deutsch. Heute ist ein guter Tag ist das dritte Album in deutscher Sprache und natürlich wieder ziemlich politisch aber auch ironisch aufgeladen. Und mit der nötigen Portion Gitarrenlärm.
Dabei beginnt das dreiviertelstündige Werk sehr ruhig, ein Kind verkündet elf sekundenlang den Weltuntergang. Dann geht’s auch schon los und die Gitarren übernehmen. Auf sie mit Gebrüll wird geschrien – die Oh-Chöre sind wieder da, der Sound wie eh und je. Ziemlich massiver Start mit Sound der in die Fresse gehen soll. Augen sehen geht’s ein bisschen pop-punkiger an, was zum Start in ein Album nie verkehrt ist. Aber das war’s auch schon, mehr gibt es nicht zu erzählen.
Spätestens bei Track vier braucht man schon eine dicke Haut – dieser komplett übermäßige Einsatz von Chören ist nur schwer aushaltbar. Die Donots sind bekannt für ekstatische Liveauftritte und es ist nur logisch, dass sie dieses Gefühl auch auf die Platte bekommen wollen. Leider machen sich da aber sehr schnell Abnützungserscheinungen breit, wo man das Konzert eigentlich lieber verlassen, als aktiv daran partizipieren will. Die Donots – ein westfälischer Männerchor. Und ja, das Ding klingt auch manchmal wie ein schlecht abgemischtes Konzert, wo die Balance zwischen Sänger und Instrumenten nicht perfekt eingestellt ist. Der Lärm übertrumpft Sänger Ingo in nahezu allen Belangen.
Die gebotenen Riffs sind klassische Punker-Stangenware. Manchmal passender, manchmal eben auch einfach nichts, was man unbedingt hören muss. Textlich bewegen wir uns zwischen Frust und Verzweiflung, aber irgendwo auch Hoffnung, dass diese Welt doch noch zu retten ist. Das meiste ist eben nicht sonderlich auffällig – weder textlich noch musikalisch. Songs wie 9 Leben, Längst noch nicht vorbei, 1.21 Gigawatt oder Hey Ralph haben ihre Berechtigung, zeigen aber auch, dass die Donots jetzt mal nicht auf große Weiterentwicklung bauen. Kann man sich reinpfeifen, mehr als berieselt, wird man aber nicht werden.
Hunde los lässt zumindest mal kurz durchschnaufen, die Chöre bleiben zunächst mal aus, das Arrangement ein bisschen aufgeweckter. Der Refrain baut auf die üblichen Muster, großer Gesang bei wenigen Worten. Klassisches kleines Gitarrensolo hinterher, Reduktion auf Gitarre und Gesang – und zum Schluss natürlich doch noch eine fette Choreinlage. Kometen sticht positiv heraus, hat viel Energie – wobei man das auf diesem Album eigentlich nicht extra betonen muss – und verlässt sich einfach auf die Stärken einer Punk-Rock-Nummer. AUCH. WENN. AUCH. HIER. WIEDER. EIN. OHOHOH. CHOR. EINGEBAUT. WIRD. Aber das Ding geht ins Ohr, hat sogar was von Wizo im fetten Mantel. Auch Traurige Roboter lässt das Aufbäumen erkennen. Schöner Refrain, sehr ansteckend, alles zusammen besser abgestimmt und runder, als vieles auf diesem Album. Nicht ganz demselben Schema folgend.
So, die Apokalypse wird mit Stehplatz im Innenraum gefeiert. Diesmal wird einfach 2:20 Minuten um Kollektiv gesungen. Passt auch, der Weltuntergang betrifft uns schließlich alle gleichermaßen. Saufen, saufen, saufen tönt es aus den hinteren Reihen, während ein extrem verzerrtes Solo die Apokalypse nach vorne prescht. Najo.
Sarah de Castro schaut bei Es tut nur weh, wenn ich lache vorbei. Da wird’s noch mal lauter und schneller. Alles auch ein bisschen tiefer angelegt, die Riffs, die aber doch wieder in den üblichen Strummodus verfallen. Passt alles, wer die Sau rauslassen möchte, pickt diesen Track.
Alle zusammen sind sie außerdem Radikale Passivisten. Alle bleiben auf der Couch sitzen. Man bekommt beim Start ein bisschen das Gefühl, bei Polarkreis 18 gelandet zu sein. Text natürlich herrlich ironisch – aber leider auch ziemlich treffend. Solange wir uns haben setzt auf rasche Akkordwechsel, hat ganz feine Harmonien dabei, geht klar in die Pop-Punk-Richtung, lässt aber den letzten Schritt zu etwas Besonderem vermissen. Aber durch die ineinandergreifenden Harmonien aus Gesang und Riffs ist das schon noch ganz gut geworden.
Der letzte Song Endlich Irgendwo klingt wie so ziemlich alles auf diesem Album. In Wahrheit präsentieren uns die Donots auf Heute ist ein guter Tag einen einzigen Song, mit nur sehr wenigen kleinen Ausreißern. Wie könnte das Album auch anders enden als mit einer minutenlangen Ah-Oh-Ah-Oh-Orgie? Echt, das macht nicht mal Campino.
5,8/10
Früher Sängerknabe, heute zwischen Fußball, Football und viel Musik. Im Herzen immer Punker.