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ZSK – HASSLIEBE

© DRAKAR ENTERTAINMENT

Genre: Deutschpunk

Das siebte Album der Berliner Skatepunker tritt auf der Stelle.

1997 gegründet, zählen ZSK schon zu den Veteranen der Deutschpunk-Szene. Die vierköpfige Band macht keinen Hehl daraus, dass sie Nazis Scheiße finden und die Welt ohnehin vor die Hunde geht. Das macht sie sehr sympathisch, nehmen sie sich doch nie ein Blatt vor den Mund.

HassLiebe hat elf neue Songs parat, wir strummen eine gute halbe Stunde mit der Gruppe durch diverse – gängige – Punkthemen. Musikalisch kann man keine großen Sprünge erwarten, das drei Akkorde-Halleluja, die Powerchords, werden zelebriert und die Chöre eingestreut. Deutschpunk eben, wie man ihn kennt. Dieses Album hätte – von den Texten abgesehen – durchaus so in den 90er Jahren herauskommen können, die Parallelen zu den Szenegrößen Wizo oder der Terrorgruppe sind unüberhörbar. Textlich behandelt man aktuelle Themen wie den Klimawandel, die Gefahr eines Atmokriegs, die generelle Abneigung gegenüber Hipstern oder die allgemeine Sehnsucht nach dem täglichen Wochenende.

Die Songs sind natürlich laut und energetisch, lassen aber den letzten Biss an Neugier vermissen. ZSK macht ganz eindeutig Musik für Live-Publikum, interessiert sich wenig für innovative Arrangements. Was ob des Genres auch in Ordnung geht. Highlights – also echt herausstechende Tracks – findet man auf HassLiebe nicht sehr viele. Der Opener Darwin haut uns noch ein sehr schönes Riff um die Ohren wo der Drang zum Pogo stark ausgeprägt wird. Der fast schon lustlose Strophebeginn wird von einem wuchtigen Aufbau zum Refrain übertüncht. Ekstase folgt, ziemlich feines Brett, wenn auch mit dem ein oder anderen Makel. Das Break zwischen Riff und Strophenanfang nimmt zu viel Energie heraus. Auch wenn sich die Band wieder fangen kann, ist hier ein bisschen Potential liegen gelassen worden.

Das Riff von Neuanfang erinnert zunächst an Wolfgang Petry, haut sich dann aber doch noch ein bisschen mehr Wumms auf die Fahne, wodurch wieder mehr genreübliches eingestreut werden kann. Refrain komplett klassisch, alles andere hier auch. Und das zieht sich durch: Hipster feiert das Punkdasein gegen die faden Hipster der Welt, intoniert sich aber fast identisch wie die anderen Tracks des Albums. Den Vorwurf des immergleichen, eintönigen Punksongs kann sich die Band auf dieser Platte leider nicht ganz verwehren.

Die Botschaften sind in der Regel gelungen, ein Mutmacher-Song wie Stärker als die Angst hat nicht nur seine Berechtigung, sondern kann zumindest mit einem spannenderen Gitarren-Teil aufzeigen. Gesang geht fast in Richtung Screamo mit Augenzwinkern. Himmel und HassLiebe schließen sich diesem Ansatz an, auch hier wird in den Strophen stimmliche Verausgabung präsentiert, während die Refrains wieder zu den üblichen Melodiemustern zurückkehren.

Ich liebe dieses Leben hat zwar denselben Titel wie ein großer Hit der Band Juli, kann sich aber glücklicherweise vom Sound der Deutschpoper unterscheiden. Am besten wär jeden Tag Wochenende, hat schon Sido immer gesagt. Die Reime von ZSK sind aber deutlich zweckgerichteter als jene des Maskenmanns, da kann es schon sehr holprig und fast schon unangenehm werden. Scheisstyp wird bei Konzerten der große Bringer, was am eingängigen Refrain und Riff liegt. Die Strophen werden im Duett mit Attic Stories gesungen und ja – diese Reime und der gebotene Vortrag sind teilweise nur schwer auszuhalten. Hat was von einer Schülerband, die zum ersten Mal einen Songtext geschrieben hat.

Bisschen Ska gibt’s dann noch in Glück, hat auch seinen Platz. Der Closer Und ich höre dich atmen hätte auch von den Sportfreunde Stiller geschrieben werden können. Das ist wirklich nicht das, was man sich von ZSK erwartet hat – kann live aber ein großes Meer an gezückten Feuerzeugen auslösen. Deutlicher Stilbruch vom Rest des Albums. Ein netter Popsong. Also muss man die eingangs aufgestellte These ein bisschen revidieren – ein Track dieser Platte unterscheidet sich deutlich vom Rest.

Wer auf Retro-Deutschpunk steht, kann sich hier austoben. Insgesamt fällt HassLiebe nicht besonders auf.

5,4/10