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MØ – MOTORDROME

© Sony Music Entertainment

Die dänische Sängerin MØ konnte schon einige Welthits feiern (Lean On mit Major Lazor, sowie Cold Water mit Justin Bieber und Major Lazor). Mit ihrem neuen Album Motordrome will sie wieder einen Angriff auf die Charts unternehmen.

BACKGROUND

Karen Marie Aagaard Ørsted Andersen – kur MØ – begann in Punk-Bands und endete schlussendlich im Electropop. Ihr Debütalbum No Mythologies to Follow aus dem Jahr 2014 wurde ordentlich gelobt, der Nachfolger Forever Neverland (2018) fiel schon durchwachsener aus. Die Tour war dennoch ein weltweiter Erfolg und trotzdem machte sich eine Depression und Angstzustände in ihr breit. Motordrome handelt von dieser Phase, von „der Trauer und der Freude, Dinge im Leben zu verändern“. Ja, natürlich handelt es sich hier wieder um ein Lockdown-Album – aber welche Platte aus den letzten zwei Jahren kann das nicht von sich behaupten. Motordrome bietet zehn neue Songs bei einer Dauer von etwas mehr als einer halben Stunde.

Bei den Produzenten ließ sie sich nichts nehmen: Mit Ariel Rechtshaid (Adele, HAIM, Brandon Flowers), SG Lewis (Dua Lipa, Bruno Mars), Sly (Dua Lipa) oder Lotus IV (Avicii, Rita Ora, Charli XCX) holte sie sich prominente Musiker an Board, zudem war Ronni Vindahl auch wieder mit dabei.

REVIEW

Motordromes größte Stärke liegt in den enorm ohrwurmlastigen Hooks. MØ verschreibt sich auf diesem Album der allgemein angesagten 80er-Welle und surft auf ihr auch bis zum sicheren Strandufer. Ja, manchmal ertappt man sich beim Gedanken, dass man alles schon irgendwie irgendwo einmal gehört hat. Dennoch werden die starken Phasen eines jeden Tracks zumindest irgendein Wippen oder Muskelzucken auslösen können.

Wie etwa im mächtigen Opener Kindness, der mit Cellos auffällt, sich mit Synthis abwechselt und sich mit wunderbaren Breaks zur Stimmungssteigerung zu helfen weiß. Oder in der stark an Dua Lipa, Jessie Ware oder Charli XCX angelehnten Disko-Elektro-Hymne New Moon, die den Zeitgeist unseres Jahres mit jenem der 80er gut vermischen kann. Brad Pitt, eine der Vorabsingles, bleibt auch nach Erscheinen der restlichen neuen Lieder der wohl beste Song von Motordrome: Abermals sehr einfacher, aber effizienter Refrain, dafür umso besser umgesetzt. Ein Song wie von einer frühen Charli XCX, die bekanntlich zu den besten Freundinnen MØs zählt. Goosebumps wurde von uns in die Top 100 Songs des vergangenen Jahres gewählt (Platz 91), kann auch immer noch mit seiner ruhigen, emotionsgeladenen Darbietung überzeugen. Hip Bones versucht mehr Gitarren ins Spiel zu bringen, kann dieses Vorhaben auch relativ okay umsetzen, fällt aber mit der Zeit immer flacher ab. Und das ist das generelle Problem dieses Albums: MØ zieht nicht durch. Eine gute Hook allein reicht nicht, um einen Song auch wirklich einzigartig und als gelungen bezeichnen zu können.

Bestes Beispiel hierfür: Cool To Cry. Dieser Refrain geht den Hörer:innen nicht mehr aus dem Kopf, der Rest des Songwritings, der Lyrics, sind aber nicht mehr als gängiger Einheitsbrei. Punches hat sehr gute Ansätze, wieder mit Streichern, mit aufwendigerer Percussion, kommt aber nicht ans Ziel. MØ scheint zu oft auf der Stelle zu treten und sich Ideen hinzugeben, die stark nach 2012 als nach 2022 klingen (Wheelspin; Youth Is Lost).

FAZIT

Motordrome fehlt der letzte Schliff zum großen Popfeuerwerk. Viel fehlt nicht, aber eben doch in fast jedem Song mal mehr, mal weniger, um durchwegs begeistert sein zu können. Trotzdem ein gutes Werk, perfekt für Zwischendurch – vor allem für Fans des elektronischen Pop. Zudem wachsen manche Songs nach mehrmaligem Hören. Also unbedingt auschecken!

7,0/10

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