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RAVYN LENAE – HYPNOS

© Atlantic Recording Cooperation

Genre: RnB/Neo-Soul

RnB kann ziemlich öde sein. Oder auch nicht. Ravyn Lanae beweist, dass das Genre mehr zu bieten hat als generische Beats und Kalendersprüche. Ihr Debütalbum Hypnos strotzt von bunten Farben und der Überwindung gängiger Muster.

BACKGROUND

1999 in Chicago geboren, ließ sich Ravyn Lenae lange Zeit, bis sie nun endlich ihr Debüt Hypnos veröffentlichte. Die Sängerin veröffentlichte bisher drei viel beachtete EPs: Moon Shoes (2015), Midnight Moonlight (2017) und Crush (2018). Außerdem war sie Teil des Musiker-Kollektivs Zero Fatigue um Rapper Smino und Produzent Monte Booker, die beide auch ihren Anteil an Hypnos beitragen. Vier Jahre lang arbeitete Ravyn am Album, das zwischen Washington und Los Angeles aufgenommen wurde. Für den Sound zeichete sich neben Booker unter anderem Steve Lacy verantwortlich, wodurch die 16 Songs einen ganz feinen Schliff bekommen haben. 54 Minuten RnB der neuen Sorte.

REVIEW

Ravyn Lanae erinnert an Spellling, FKA Twigs oder Chloe Bailey. All diese Stimmfarben wird man in ihrem Gesang finden. Die Vielseitigkeit ihrer Musik ist beachtenswert, zumal sie sich einem Genre verschrieben hat, das sich gerne auf den bekannten Schemen ausruht. Und natürlich hört man da auch Janet Jackson oder Brandy heraus, die in den 90er Jahren der Musikrichtung einen ähnlichen Schub verpassten. Was macht Ravyn Lanae also so gut, was zeichnet Hypnos aus?

Da wäre zunächst die Stimmung. Ravyn schafft es trotz einer sehr langen Tracklist die richtige Mischung aus verspielter Sexyness und modernen Ansätzen zu finden. Lo-Fi und Neo-Soul kommen ins Spiel, Verträumtes trifft auf fast schon Psychedelisches. Die Produktion ist in allen Facetten einfach makellos, die Zeit, die sich Ravyn und ihr Team für die Veröffentlichung gaben, wurde hervorragend genützt. Im Zentrum steht aber immer die Sängerin, die wunderbare Harmonien und schöne Gesangsläufe vorweisen kann. Eine Stimme, von der man nicht genug bekommt. Hypnos ist hebt RnB auf eine spannendere Ebene, ist ein hochenergetisch-erotisches Album von der ersten Sekunde an. Es kommt keine Langeweile auf, obwohl die Tracks im Schnitt auf dreieinhalb Minuten kommen.

Und das trotz futuristischer Klänge wie man sie in Venom hören kann. Ein Song, verspielt, aber nicht unangemessen brachial, sondern ansteckend. Ein RnB-Banger, der gerade in den heißen Sommermonaten zum Hit werden muss. Songs wie Inside Out kommen direkt aus der Janet Jackson-RnB-Schule. Hier wird Tempo reduziert aber kein bisschen Nachdruck verloren. Die Bridge zum Niederknien, die Produktion herausragend, mit a-capella-Breaks und fantastischen Harmonien. Ravyns Sound ist in den ersten vier Tracks schon abwechslungsreicher als Diskografien anderer Vertreter dieses Genres. M.I.A. lebt von der Percussion und dem Keyboard, die zusammen temporeich das Gerüst für Ravyns Gesang sorgen, die im Falsett ihre beste FKA Twigs-Interpretation abrufen kann.

Skin Tight lädt einmal mehr zum Träumen ein, bekommt Unterstützung von Steve Lacy und wird so zum nächsten Hörvergnügen. Ihre Texte sind aufrichtig und authentisch, sie vermeidet besonders gezielt derbe Sexualisierungen, auch wenn die Zweisamkeit immer im Mittelpunkt steht. Satellite nimmt ein adaptiert ein bekanntes Sample und baut sich zu einem viereinhalbminütigen Feuerwerk auf, voller Mehrstimmigkeiten, sehr entspannenden Harmonien. Lullabye wird seinem Namen gerecht – im positiven Sinn – zeigt, dass ein Einschlafsong nicht langweilig, sondern einfach angenehm sein kann. Light Me Up begegnen wir gegen Ende der Albummitte und bildet wohl den zentralen Baustein des Albums. Come inside, show me you’re the leader / Switching sides, make me a believer / Boy, I’m trusting you (I’m trusting you) / No coming down, I love the view.

Hypnos ist all das, was Kuschelrock immer sein wollte. Musik, um sich zu lieben, hochwertig produziert, gesanglich fantastisch umgesetzt und aufrichtig geschrieben. Material für den Song des Jahres ist hier ebenso zu finden, wie auch ein Anwärter auf das beste RnB-Album 2022. Ravyn Lenae darf sich auch in Zukunft so viel Zeit lassen, wenn am Ende solche Werke entstehen.

9,0/10